Das Jahr 2020 wird für immer als das Jahr des COVID-19 bekannt sein. Die Pandemie stellt ein disruptives Ereignis von historischen Ausmaßen dar, das mit seinen neuen Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit dem Buzzword „Agilität“ eine ganz neue Bedeutung gibt. Für viele Organisationen wird ihre Fähigkeit, auf diese Krise zu reagieren, ihre Zukunft bestimmen.
COVID-19 ist eine sehr schmerzliche Erinnerung daran, dass Organisationen und Menschen beweglich sein müssen. Agil, nicht nur in Bezug auf ihre Arbeitsweise, sondern auch in Bezug auf die von ihnen gelieferten Produkte und Dienstleistungen. So nimmt der Einsatz agiler Methoden im Projektmanagement zwar stetig zu, was sich in der Folge auch auf sämtlichen Recruiting Kanälen beobachten lässt – Scrum Master wie Product Owner sind mehr denn je gesucht.
Für Ernüchterung sorgt die Studie der Online-Jobplattform Stepstone und des Kienbaum Institut @ISM unter 10.000 Fach- und Führungskräften: So arbeiten hierzulande nicht einmal 10% der Firmen agil. Und das, obwohl jeder dritte Angestellte dies befürwortet und die Mehrheit der Befragten agile Projektmanagementmethoden wie bspw. Scrum und Design Thinking willkommen heißen würden.
Jedes Unternehmen will zwar agiler werden, aber nicht jedes Unternehmen kann auch agiler werden. Denn nicht in jedem Unternehmen lassen sich dafür die passenden Rahmenbedingungen vorfinden. Zu häufig dominiert noch die Individualkultur. Teamarbeit ist nicht mehr als ein soziales Miteinander und der Einzelne der Leistungsträger. Selbstorganisation, elementarer Grundpfeiler in der Agilität, funktioniert mit diesem Verständnis nicht. Erfolgreiche Unternehmen – von kleinen Agenturen bis hin zu Großkonzernen – zeigen, dass effiziente und sinnvolle Zusammenarbeit auch ohne hierarchische Organisationsstrukturen möglich ist.
Was man von diesen Unternehmen lernen kann, wie Selbstorganisation gestaltet werden sollte und was die moderne Unternehmensführung von Pflanzen lernen kann, hat der Alnatura-Gründer Prof. Dr. Götz E. Rehn in unserem Buch VORDENKEN im Kapitel Von Pflanzen lernen - Das sich selbst führende Unternehmen zum Besten gegeben.
Hier ein Auszug davon:
Es wird Zeit, Unternehmen neu zu denken. Denn angesichts der Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambivalenz der globalen Wirtschaftswelt sehen gängige Managementmodelle alt aus. Doch wie führt man ein Unternehmen, damit es dynamisch genug ist, um mit der Wirklichkeit im 21. Jahrhundert Schritt zu halten? Offensichtlich nicht top-down, wie ein Blick auf aktuell erfolgreiche Internetfirmen zeigt, die sich stattdessen als Netzwerke organisieren, in denen Mitarbeiter dezentral und eigenverantwortlich agieren und entscheiden. Diese Unternehmen sind schnell, flexibel und optimieren sich laufend selbst, allerdings nicht wie üblich, indem sie sich ausschließlich an Prozessen orientieren, sondern an Menschen. Eine Idee, die konsequent weitergedacht zu einer sinnbestimmten Form des Wirtschaftens führt: dem sozialorganischen Unternehmen. Es passt sich in seiner Entwicklung laufend den sich ändernden Situationen an und lebt von den Menschen, die für es arbeiten. Sie bestimmen über das Ziel, oder innovativer, den Sinn ihres Wirtschaftens. Dahinter steckt nicht mehr und nicht weniger als eine kopernikanische Wende: In der Unternehmenswelt der Zukunft dreht sich nicht mehr alles ums Geld.
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Der Fachbeitrag ist der neunte Teil einer zehnteiligen Reihe von unterschiedlichsten Blickwinkeln zum Thema „Wie wird die Welt von morgen aussehen“. Zehn namhafte Autoren haben zusammen mit uns einen Blick in die Zukunft gewagt, zusammengefasst in unserem Buch VORDENKEN.
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